In Wyk

Kaum hat die Fähre den Anleger verlassen, kann ich schon das Ufer nicht mehr sehen. Der Nebel ist wie Watte, das Land verschwindet schnell im tiefen Weiß. Zum Glück haben wir das Schiff davor nicht mehr erwischt. Das gab uns Zeit fürs Krabbenbrötchen. Und für das mit Hering. Vier Tage Insel. Ich bin entspannt. Bis mein Blick auf den Nachbarplatz fällt.

Ein Föhrrari?? Nicht euer Ernst.

Ein Opel putzt sich damit heraus. Dem Gatten zeigen? Nee, lieber nicht. Das Wortspiel ist sein liebstes Ding. Wenn er das sieht, darf ich es nie wieder vergessen. Für die Hochzeit sind wir schließlich hier. Den Trauzeugen darf man nicht ablenken, lüg ich mich an. Das bisserl Eigennutz dabei verdrängt sich schnell.

Doch kaum ist ein Fuß aufs Eiland gesetzt, ist sehr schnell klar: Die Gefahr droht auch hier in Wyk. Unser Auto rollt geruhsam am Transföhr-Bus vorbei. Der Föhrrari auf der Fähre ist vielleicht kein Ausrutscher, sondern stolzer Teil der Inselkultur. Und der Gatte bestimmt viel schneller infiziert, als ich föhrflixt sagen kann.

Am besten zurück zur Föhre?

Doch nein, wir sind ja in Liebesmission hier. Das frohe Paar holt uns ab, die schöne Aussicht ist ihnen anzusehen. Und auch der Bäcker ist schon frisch föhrliebt. Also nichts wie auf in die Föhrienwohnung. Die Föhrmieterin ist auch schon da. Des Gatten Faible richtet Schlimmes an. Infiziert bin ich schon längst, nur nach außen dringt kein Wort. Jetzt hör ich auf, das schwör‘ ich mir. Ein Abend unter Festlandfreunden erleichtert das. Im dichten Nebel haben sie die Wortspiele wohl noch nicht entdeckt. Und auch der Gatte scheint nicht auf ihrer Spur.

Vielleicht können wir es vor ihm föhrverbergen?

Der Nebel bleibt am nächsten Tag. Das Wortspiel aber leider auch. So offensiv, verstecken scheint jetzt aussichtslos. Ist doch im Nachbarshaus bereits der Föhrradverleih. Wir machen eine Inseltour. Und plötzlich kommt die Sonne raus. Hochzeit hier, denkt sie vielleicht. Das kann ich besser als bisher. Und plötzlich versteht man dieses Wort von der Friesischen Karibik dann doch. Ich bin so abgelenkt, das Wortspiel rutscht von selbst hinaus.

Ein Glück, wir sollten öfters mal föhrreisen.

Der Gatte doch ist seltsam still. Dabei wurden uns gerade noch schöne Föhrien gewünscht. Macht es das Fischbrötchen in seinem Bauch? Zu viel von Dorsch und Hering drin? Vielleicht ist‘s aber auch die Übermacht. Die Wortspiele sind so zahlreich, dass er ihrer überdrüssig wird? Eins mehr zu machen, keine Kunst. Ist das die neue Taktik für zu Hause? Kein Augenrollen mehr. Das Wortspiel wird so oft genutzt, dass er es leid wird, es zu jagen!

Gut, Föhrplay sieht anders aus.

Die Hochzeit naht, am nächsten Tag. Der Gatte macht sich schnell noch schick, dann fahren wir zum Standesamt. Es wird gesprochen und gelacht, geheiratet natürlich auch. Vor dem Gang zum nächsten Strand gibt‘s ein Glas Sekt und viel Gesang. Das Brautpaar strahlt. Die Sonne heute sowieso.

Föhrliebt, föhrlobt, murmelt der Gatte dann vor sich hin, föhrheiratet.

Jetzt ist Schluss damit, finde ich, ein föhr allemal.